Senioren-Union des CDU-Kreisverbandes Vechta

"Synodaler Weg" und Kirchenaustritte

In dem Leserbrief von Klaus Wolking („Synodaler Weg“ verhindert Austritte nicht, OV 18.10.23) werden die sehr wichtigen Bereiche der zukünftigen Entwicklung der Kirche und der Reduzierung der Austrittszahlen thematisiert und negativ beurteilt. Die Argumentation hat etwas Bestechendes, und die Vermutung, dass durch die Beschlüsse des „Synodalen Wegs“ die hohen Austrittszahlen nicht reduziert werden, lässt sich nicht (so leicht) widerlegen. Der Hinweis auf die zeitlichen Eckpunkte der Austritte aus der Kirche (schon vor Corona) und der Blick auf die ebenfalls hohen Zahlen in der evangelischen Kirche, in der es bekanntermaßen Pfarrerinnen gibt, sprechen eine allzu deutliche Sprache: Weder die Zulassung von Frauen zum Priesteramt noch etwa die Aufhebung des Priesterzölibats werden die Glaubenskrise der katholischen Kirche bewältigen können.

Nimmt man die geforderte Aufhebung der katholischen Sexualmoral hinzu, entfallen die wohl wichtigsten Beweggründe für die verlangte Reform und für die von einer Minderheit beanspruchte Übernahme der priesterlichen „Machtstrukturen“ durch Priesterinnen. Irgendwelche Impulse dazu jedoch, wie der Glaube der Menschen gestärkt werden könne, sind bisher von den „‚Reformern“ nicht zu erwarten bzw. aus den Medienberichten nicht bekannt. Das aber wäre ein entscheidender Fortschritt, ebenso wie die Aufwertung der Rolle der Frau als Diakonin! Zu erwarten ist gegenwärtig eher ein Bruch innerhalb der „Gemeinschaft der Gläubigen“ zwischen einer „elitären Führungsschicht“ auf der einen Seite und einer Mehrheit der Vertreter der noch verbliebenen Volksfrömmigkeit auf der anderen.
Nach dem Dargelegten kann die Erwartung, die Ulrich Suffner hegt („Fragwürdiger Prozess mit unklarem Ausgang“), auch nur enttäuscht werden, die Austrittszahlen würden nur dann zurückgehen, wenn die Forderungen des „Synodalen Wegs“ für eine Reform der Kirche eingelöst seien. Gleichzeitig erklärt er allerdings, dass ihm der eigene Glauben auch weiterhin „Halt geben“ und die Kirche „eine Heimat bleiben“ könne, auch wenn der Weltsynode kein Erfolg, wie er ihn versteht, beschieden sein sollte. Wie aber sollte das geschehen, wenn nach seiner Meinung nur eine dringend reformierte Kirche und die Lösung der systemischen‘ Probleme die Austrittswelle verhindern kann? Sein wohltuendes Bekenntnis entkräftet andererseits weitgehend das Argument von Klaus Wolking, die Institution Kirche habe mit dem Leben der Menschen „nichts (mehr) zu tun“. Gegen diese allgemeine und irritierende Behauptung lässt sich denn auch meines Erachtens recht gut ein Wort von Josef Ratzinger anführen, in dem dieser es schon 1958 auf den Punkt bringt: „Es wird der Kirche auf die Dauer nicht erspart bleiben, Stück um Stück von dem Schein ihrer Deckung mit der Welt abbauen zu müssen und wieder das zu werden, was sie ist: Gemeinschaft der Glaubenden (Hochland 51 (1958).
Text: Helmut Backhaus